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Langlebige Mehrweg-Verpackungen: Worauf du als Gastronom*in achten musst

Geschrieben von Dennis Tzscheetzsch | 01.11.2021

Du möchtest in der Gastronomie deinen Beitrag zu weniger Verpackungsmüll leisten und Mehrwegprodukte einführen. Spätestens 2023 musst du gesetzlich ohnehin eine Alternative anbieten - die Mehrwegpflicht kommt.

Mehrwegverpackungen sind ökologisch und ökonomisch besonders wertvoll, wenn sie auf Langlebigkeit ausgelegt sind. Je öfter sie wiederverwendet werden können, desto weniger Müll und Recyclingaufwand entsteht und desto kostengünstiger sind sie für dich als Gastronom*in.

Wir zeigen dir, worauf du achten musst, um bei Mehrwegschalen für die Gastronomie Langlebigkeit zu gewährleisten.

 

1. Kratzfestigkeit

Aus Mehrwegprodukten der Gastronomie wird gegessen. Nicht einmal, zweimal oder dreimal, sondern mehrere hundert mal. Damit nicht jeder Messerschnitt oder Gabelstich direkt zu sehen ist, ist es wichtig, bei der Materialauswahl auf Kratzfestigkeit zu achten. Dies hat zum einen optische und ästhetische Gründe. Jeder isst lieber aus einer nicht zerkratzten Mehrwegschale als aus einer, der man ihren Gebrauch bereits ansieht.

Zum anderen ist Kratzfestigkeit aber auch aus hygienischen Gründen wichtig. In kleinste Kratzer können sich Essensreste einlagern, die auch durch einen Waschgang in einer Gastro-Spülmaschine nicht immer vollständig entfernt werden. So können Bakterien entstehen. Gerade im Lebensmittelumfeld sollte dies vermieden werden.

Kratzfestigkeit kann entweder durch die Materialauswahl sichergestellt werden - beispielsweise beeinflussen verschiedene Typen von PP, wie kratzfest das jeweilige Endprodukt ist.

Oder dem Grundmaterial können sogenannte Additive in geringen Mengen hinzugegeben werden. Dies sind Hilfsstoffe, die bestimmte Funktionen und Eigenschaften des Produkts sicherstellen sollen. Antimikrobielle Additive behindern beispielsweise das Wachstum von Bakterien und sorgen so für eine optimierte Hygiene. In beiden Fällen gilt es, darauf zu achten, dass Nachhaltigkeit und Recyclingfähigkeit gewährleistet bleiben.

Kratzfestigkeit einer Mehrwegschale

 

2. Farbechtheit

Schalen können sich schnell verfärben. Jede*r kennt es selbst von zuhause. Tomatensauce oder Curry-Gerichte eignen sich dafür besonders gut. Ist die Verfärbung einmal da, ist es sehr schwierig, sie wieder loszuwerden. Erhalte ich als Kund*in eine verfärbte Mehrwegschale, kann dies Assoziationen mit fehlender Hygiene und Sauberkeit auslösen.

Für Mehrwegprodukte, die in der Gastronomie eingesetzt werden, ist daher die Farbechtheit des Produkts wichtig. Farbechtheit bedeutet im Prinzip, dass auch bei Einwirkung von heißen oder kalten Speisen und Getränken die Farbe von Bowl oder Becher unverändert bleibt. Auch bei häufiger Verwendung.

Optimierungen der Farbechtheit können ebenso durch Verwendung eines Additivs oder Auswahl des verwendeten Materials erreicht werden. Selbst die Grundfarbe eines Produkts kann schon viel ausmachen. So verfärben sich dunkle Schalen beispielsweise weniger schnell als helle.

 

3. Bruchfestigkeit

Produkte fallen herunter. Sie stoßen gegen etwas. Das lässt sich nie verhindern. Schon gar nicht im mitunter hektischen Gastronomiealltag. Sie sind halt Gebrauchsgüter. Damit diese aber nicht direkt kaputt sind und ersetzt werden müssen (ökonomisch und ökologisch bedeutend), ist es wichtig, bei der Materialauswahl auf Bruchfestigkeit und Formstabilität zu achten.

Manche Materialien sind elastischer und flexibler als andere, dafür jedoch womöglich nicht auslaufsicher. Zudem sind einige elastische Kunststoffe nicht recyclingfähig und kommen daher nicht für kreislauffähige Gastronomieprodukte infrage.

Um bruchfeste und formstabile Mehrwegverpackungen zu realisieren, kann auch hier die Zugabe eines Additivs helfen. Zusätzlich empfiehlt es sich, regelmäßige Tests zur Qualitätssicherung durchzuführen und Gastronomieverpackungen stetig zu optimieren.

 

4. Spülmaschinenfestigkeit / Wärmeformbeständigkeit

Eine Mehrwegschale für die Gastronomie, die auf bis zu 500-fache Verwendung ausgelegt ist, muss natürlich auch die Reinigung in der Gastro-Spülmaschine bei ca. 75 °C überleben. Sie darf sich nicht verformen oder verziehen, da sie so schnell undicht wird.

Spülmaschinenfestigkeit wird mittels einer DIN-Norm offiziell geprüft und unterscheidet sich daher von der Spülmaschineneignung. Zum Unterschied findest du in unserem Mehrweg-Leitfaden mehr.

Spülmaschinenfestigkeit wird durch den chemischen Aufbau des verwendeten Materials entscheidend beeinflusst. Bestimmte Kunststoffe werden durch Wärme beispielsweise verformt und sind daher nur bedingt für die gastronomischen Anforderungen geeignet.

Damit ein Material spülmaschinenfest ist, muss es die Eigenschaft der Wärmeformbeständigkeit besitzen - es muss also seine Form auch bei Zufuhr von Wärme stabil halten und somit temperaturbelastbar sein.

In der Praxis werden Mehrwegschalen daher Gastro-Spülmaschinentests unterzogen, indem sie viele viele Runden in Gastro-Spülmaschinen mitgewaschen werden und im Anschluss die Formstabilität bewertet wird.

Weitere Infos zur korrekten hygienischen Reinigung von Mehrwegbehältern findest du in unserem umfangreichen Mehrweg-Guide.

 

5. Zusammenspiel Deckel & Schale

Auch das Zusammenspiel von Deckel und Schale einer Mehrwegverpackung ist wichtig für Langlebigkeit und Funktionalität.

Lässt sich eine Schale zu schwer schließen, gibt es möglicherweise Handhabungsprobleme bei Verbraucher*innen. Ist der Deckel zu lose, läuft die Schale gegebenenfalls aus.

Hat die Mehrwegschale nach hoffentlich hunderten Nutzungen einmal doch das Ende ihrer Lebensdauer erreicht, ist reale Recyclingfähigkeit entscheidend.

Schale und Deckel können nur dann bestmöglich wiederverwertet werden, wenn sie aus Monomaterialien angefertigt sind. Ist dies nicht der Fall und die Sortiermaschine der Recyclinganlage kann die Kunststoffe nicht sortenrein trennen, wird die Schale verbrannt und geht dem Kreislauf verloren.

 

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